Das Schiff ist fertig.
Wassertanks sind voll – das macht unser Wassermacher.
Benzin ist aufgefüllt. Das heisst in diesem Fall nicht mit dem Schiff an eine Tankstelle fahren. Es gibt auf Tobago keine Schiffstankstellen. Wir liegen vor Anker. Daß heißt (für jede Yacht hier) wir nehmen unseren 10 l Kanistern ins Dingi, fahren an Land. Gehen per Pedes 20 Minuten zur nächsten AutoTankstelle und in 3 Gängen füllen wir den Tank vom Schiff wieder auf. Dann ist der Tag auch halb rum. Aber es lohnt sich. Der Diesel Preis liegt bei knapp 0,30 € per l.
Lebensmittel sind soweit frisch eingekauft.
Nun geht es endlich los.
Montag, 05. September 2016
Tobago – Store Bay – Bloody Bay – 17,7 sm
Übernachten in der Bloody Bay mit der „Blue Sun“ Doris und Kalle und der „Atla“ aus Schweden mit Eva und Peter. Um deren tolle 64 Fuss Segelyacht kennen zu lernen nehmen wir natürlich dort an Bord unseren „Sundowner“ ein.
Wir segeln nach Nord-Osten zur äußeren Spitze Tobagos hier in diese kleine Bucht zum übernachten, damit wir morgen einen besseren Segelkurs gen OstSüdOst haben – KURS GUYANA !!!
Na, wer glaubt denn schon der Windvorhersage ???? OstNordOst !!!
Dienstag, 06. bis 09. September 2016
8.30 h Anker auf – ADÉ Tobago –welcome Guyana
373 sm – 80 Stunden
Wir toben los – noch nicht gleich. Kalle hat seinen Heckanger gestern abend versenkt.
Hat zum Glück sofort die Stelle markiert. Herwig holt also morgends um 7 Uhr erst einmal sein Tauchequipment aus dem gut verstauten Schapp und geht „Anker suchen“ - sofortige Erfolgsmeldung.
Um 10 h nehmen wir Kurs Süd – vorbei an Little Tobago.Wind gegenan. Na toll, Wo bleibt der Nord-Ost Wind ???
Wir geben alles. Genua I und Genua II, Grosssege. Wir schmettern bei lauen 3 bf und am Wind mit mal gerade eben 5 kn durch die ruhige See. Kalle mit seiner „Blue Sun“ wird ganz unruhig, da er als Segelhase und Regatterfreak ein super schnelles Schiff hat. Da wir aber doch gerne die Tour in Nähe der Venezulanischen (?) Küste zusammen bleiben wollen stellt er sich auf unser „Schneckentempo“ ein und verkleinert seine Segel.
Wenn wir doch nur halben oder raumen Wind bekommen – dann fetzen wir auch durch die Wellen. Worldi ist toll.
So nehmen wir teilweise den Motor zur Hilfe um Tempo zu halten.
Endlich wieder eine Nachtfahrt. Sternenklarer Himmel, ruhige Winde und See. Kein Regen oder Sqalls. Wir gleiten mit mal gerade eben 4,5 – 5 kn durch die Nacht. So bekommt jeder von uns seine Mütze Schlaf und wir sind frisch beim morgentlichen Frühstücksmüsli.
Ja, und kurz danach kam es dann – das böse Wetter. Der Himmel da vorne ist nicht hübsch, konnte ich bemerken. Also suchte ich schon einmal unsere Regenfesten dünnen „Bikiniüberzieher“ raus. Denn die Erfahrung hat gezeigt. Auch hier bei mehr als 30 Grad Lufttemperatur werden Regen und Wind auf See kühler.
Und dann kam es, das Unwetter. Mit einer Schwalldusche öffnete sich der Himmel. Wetterleuchten, Blitze und Donner grollten voraus. Wind in Böen bis 35 kn schleuderte sich uns entgegen.
Da hatten wir zum Glück vorher das Vorsegel eingerollt, das Gross im 2. Reff und zur Sicherheit den Motor mitlaufen. Da stellt man natürlich den Autopilot oder „Windpilot“ aus und steuert selber, was meistens mein Part ist. Herwig richtet die Segel. Dabei versucht man möglichst die total drehenden Winde im Sturzregen und Gewitterwind abzusegeln, daß heißt immer vor dem Wind fahren. Kurs ist egal. Man muss nur durch dieses Knäul durch. Und dieses mal dauerte es mehr als 2 Stunden. Anhand unserer Route per AIS machten wir lustige Kurven die uns der Wind vorschrieb. Dann endlich konnten wir mittags wieder auf Kurs gehen. Worldi ist toll. Er reitet auf der Wasseroberfläche sicher durch alle Gegebenheiten.
Aber, nach dem Gewitter folgt totale Flaute. Na toll. Da muss dann der Jockel doch wieder herhalten.
Und die lustigen Umwege zeigt unser Track auf dem AIS
Wir segeln auch in den nächsten 2 Tagen und Nächten unspektakulär mit leider wenig Wind aus wechselnden Richtungen.
Neben uns sind Doris und Kalle mit der "Blue Sun"– die „Atla“ ist lange vorausgesegelt. 64 fuss - Länge läuft! Wie beim Skifahren. Wir entdecken die „Enterprise“ mit Ann und Russel aus England und 10 sm hinter uns ist auch die „Atanga“ mit Sabine und Joachim aus Hamburg, die von Grenada aus gestartet ist. Die „Soham“ mit Christine und Urs aus der Schweiz sehen wir ebenfalls auf dem AIS. Toll, allmählich kommen viele Yachten der NEREID'S Rally sternenförmig zusammen um in den River Essequibo hineinzufahren.
Segeln war die Nacht davor nicht – die totale Flaute hielt an und es liefen überall die Motoren.
Und dann ist es endlich soweit – nachdem wir die letzten Nachtstunden das Tempo gedrosselt haben, um mit hineinfließendem Wasser am morgen in den Fluss zu fahren.
Das blaue saubere Atlantik-Seewasser musste dem braunen sandigen Flusswasser weichen.
Nun lagen 58 sm Flussfahrt vor uns. Sehr lang. Und der Fluss ist sehr flach. Eine große Mündung mit toller Landschaft. Urwald pur. Mit einzelnen kleinen Buchten und Flussläufen. Wir bekamen vorab Wegepunkte, an die wir uns halten. Dazu trägt der Fluss eine Tiedenstömung von bis zu 2 kn, die wir die ersten 4 Stunden ausnutzen konnten. Nach langen 9 Stunden Flussfahrt machten wir an dem HUAKABRA RIVER RESORT den Anker um 16 h fest.
Einige Yachten waren schon da, somit wurden wir nett zum gemeinsamen Essen abends gebeten.
Dieses Resort ist nur vom Fluss aus zu erreichen – es gibt keine Straßen im Hinterland. Ambiente ist sehr attraktiv und sauber. Kit und Gem sind sehr bemüht, dieses Resort für auserwählte wenige Hotelgäste und zum größten Teil Seglern bekannt zu machen.
Es werden diverse Veranstaltungen organisiert – nun allein für uns.
Wir treffen uns zur Djungel-Wanderung, Birdwaching etc. Leider war mit der Gruppe von mehr als 20 schnatternden Yachties nicht wirklich die versprochenen Affen, Jaguar, Giftschlangen, Papageien und sonstige unbekannte bunte Vögel zu erblicken. Wir genossen die Bewegung nach den Tagen an Bord.
Die NEREID'S Rally ist die Sensation in Guyana
Somit verstehen es auch Mit (84 Jahre) und Ehefrau Gem, ihr Huakabra River Resort bekannt zu machen. Als ehemaliger "Goverment Minister and Publik Relations Consultans" lädt er die Presse und TV ein für einen Tag im Resort. Der Tourismus und Business minister hatte sich angesagt und das ganze Resort war in heller Aufregung. Minister und Verbände wurden dazu geladen. Diverse Lobesreden auf das Resort, die Arbeit von Kim und Gem und natürlich auf die mutigen Segler der NEREID'S Rally und dem Veranstalter Davide, die ihren Weg auch in Zukunft zahlreich hier her finden sollten.
Auch ein Tagepunkt der Veranstaltung: Fotoshooting zur baldigen „Miss Guyana“ Wahl. Das liessen sich unsere Kapitäne natürlich nicht nehmen, hautnah dabei zu sein.
Die Presse war fleißig und veröffentlichte schon am nächsten Tag Fotos und Reportagen
Dann ging es entlich nach Bartica.
Jeden Tag können wir in den niedlichen kleinen Ort fahren, natürlich nur per Schnellboot vom Resort (1o Minuten) oder langsam mit Davide und seiner „Eileen of Avoca“ - 7 m Yacht. Ein Erlebnis. Letztes machten wir.
Bartica ist eine kleines typisches Bergwerks-Dörfchen und hat seine Vergangenheit bis 1842 zurückliegend. . Sie grabenund gruben hier nach Gold, Erzen, Quecksilber etc.
Es leben die Gegensätze nebeneinander
Es sieht aus wie im wilden Westen.
Leider liegt an einigen Stellen im Wasser viel Plastikmüll.
In Bartica schlendern wir durch die Obst-und Gemüsehalle, im kleinen Supermarkt gibt es fast alles was das Herz wünscht – auch wenn es an der Kasse etwas länger dauert, da die Besitzerin jeden verkauften Artikel handschriftlich notiert und in die Rechenmaschine eintippt. Herrlich.
Es ist immer was los im Ankerfeld
1. Dinghi-Unfall
2. Gewitterboe löst Anker von 2 Segelyachten
1. Ein schönes Dingi – ein schneller Motor. Ein Skipper rast durch das Ankerfeld. Ein quer kommendes anderes lokal Boot macht Wellen. Das Dingi hüpft über die Quer-Wellen. Erster Fehler, er nimmt das Gas nicht zurück. Schafft die erste, strauchelt an der zweiten und bei der dritten Welle hebelt es den Skipper aus dem Dingi. Nun der zweite Fehler, der Schlüssel steckt. Der Dingi-Motor nimmt kein Speed heraus, obwohl der Skipper schon kopfüber ins Wasser saust, gegen unser Worldi fliegt, das Dingi hinterher.
Zum Glück taucht der Skipper tief unter und die tobende DinghiMotorSchraube ist weit über ihm. Herrenloses Dingi saust im Kreis durch das Ankerfeld. Der Skipper rettet sich auf unsere Heckplattform. Herwig, Kalle und Davide springen jeweils in ihr Schlauchboot und bekommen nach zweimaligem Anlauf das Dingi zum Stoppen.
Skipper gerettet ohne Schramme. Dingi heil, Retterboote leicht touchiert. Alles ist gut.
Er hätte tot sein können – von der Dingi Schraube erwischt.
2. Gewitter zieht über unser Ankerfeld. Der starke Wind wird vorausgeschickt. Es lösen sich zwei Boote. Die Besitzer sind nicht an Bord. Die beiden Boote touchieren sich, verkeilen sich. Herwig und Joachim fahren mit dem Schlauchboot längsseits, können das eine Schiff lösen – Anker auf und neu eingefahren. Puh. Das ist noch einmal gut gegangen und mit nur ein paar Schrammen an den jeweiligen Rümpfen.
So verbringen wir ein paar schöne aufregende Tage hier.
Morgen geht es zu den „Marshall waterfalls“. Wir sind gespannt. Bis Montag,19. September bleiben wir hier im Resort vor Anker. Dann geht es wieder flußabwärts zur Mündung Essequibo River nach Roaden Rust, bevor wir Dienstag weiter fahren (ca. 300 sm) gen Süden in den Grenzfluss Maroni River – Surinam/Französisch Guiana.